8. September 2008

Warum das Adventure ausstarb...

...aus der Sicht eines bekennenden Adventure Spielers.

Viele Fans von PC und Videospielen werden es heutzutage garnichtmehr kennen. Das Genre der Adventure Spiele. Das liegt daran, dass Adventure Spiele quasi tot sind. Hier und da kommt nochmal ein Spiel dieser Gattung heraus, aber im Vergleich mit den modernen erfolgreichen Genre wie Ego-Shootern, Strategiespielen oder ständig neuen MMO's (Massivly Multiplayer Online Spiele), sieht es da eher sehr mau aus. Mein erstes Adventure habe ich gespielt, da war ich noch nicht einmal 10 Jahre alt. Ich erinnere mich so gut daran, weil es zugleich eines der ersten, wenn nicht das erste PC Spiel war, dass ich in meinem Leben gespielt habe. Es handelte sich um das Spiel Day of the Tentacle von Lucas Arts in dessen Verlauf sich ein mutiertes Tentakel auf macht, die Welt mithilfe einer Zeitmaschine zu erobern. Klingt nicht nur abgedreht, ist es auch. Aber genau das war einer der Pluspunkte vieler alter Adventure Spiele.

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Der Humor! Bei vielen der beliebteren Vertreter des Genre war gerade dieser ein wichtiger Teil des Spielerlebnisses. Ich erinnere mich gern an Spiele wie The Secret of Monkey Island oder Sam and Max: Hit the Road oder auch an die, vor Sarkasmus nur so triefenden, Sprüche von Simon aus Simon the Sorcerer.
Um aber keinen falschen Eindruck zu erwecken möchte ich an dieser Stelle natürlich auch erwähnen, dass es sehr viele ernste Vertreter unter den Adventure Spielen gibt, welche nicht minder gut oder schlecht sind. Ich sollte aber vielleicht an einer anderen Stelle ansetzen, denn viele mögen vielleicht garnicht wissen, was denn nun überhaupt dieses "Adventure" von dem ich hier spreche, sein soll. Nun, die meisten Adventure Spiele basieren auf einem simplen "Point&Click" System, was nichts anderes heisst, als das man mit der Maus auf wichtige (und unwichtige) Gegenstände und Personen klickt, um eine Reaktion hervorzurufen. Die meisten Adventure Spiele sind in dieser Hinsicht auch sehr einfach gestrickt. Man hat oft nur wenige Möglichkeiten wie etwas "nehmen" oder etwas "öffnen" und bedient die Spieloberfläche in den meisten Fällen per Mauszeiger. Man klickt also auf eine Stelle und die gesteuerte Figur bewegt sich dorthin. Man klickt auf ein Objekt und die Figur wird damit interagieren. "Was ist nun also der Reiz daran?", mag sich der interessierte Leser jetzt fragen. Die Antwort ist simpel - Rätsel. Der Großteil eines klassischen Adventure Spiels besteht aus dem Lösen von Rätseln, mal mehr, mal weniger Abstrakt, je nach Art des Spiels. Oft bestehen diese Rätsel daraus gesammelte Gegenstände zu kombinieren oder mit anderen Objekten oder Personen in der Spielwelt zu benutzen. Dadurch wird entweder die Handlung voran getrieben oder man kriegt einen Spruch der Spielfigur zu hören, wenn etwas nicht möglich ist. Dieser Punkt ist meiner Meinung nach auch gleichzeitig einer der Punkte, warum das Adventure Genre heutzutage in dieser Form, nicht überleben kann. Erstens, der Spieler muss denken, manchmal sogar oft und hart. Zweitens, der Spieler sieht sich möglicherweise schnell gelangweilt aufgrund mangelnder alternativer Möglichkeiten sich in der Spielwelt auszudrücken oder etwas zu bewirken. Die meisten Spiele bieten heute mehr Möglichkeiten für den Spieler etwas zu erleben. Sei es jetzt durch große 3D Landschaften oder durch verschiedene Lösungswege, der Spieler wird heutzutage häufiger mit Erfolgserlebnissen überschüttet.

Ein Screenshot aus dem Spiel "The Dig"

Was mich auch gleich zu meinem nächsten Punkt bringt - 3D. Quasi alle der klassischen Adventure Spiele basieren auf einer 2D Engine und dieses System hat auch damals sehr gut funktioniert. Nun wurde aber 3D immer populärer und viele Spieleserien haben den Sprung aus der 2D in die 3D Ebene gewagt. Leider funktionierte dies nicht bei allen gleich gut. Es mag mittlerweile gute 3D Adventure geben, aber die Mehrzahl der guten Adventure Spiele sind in 2D gehalten, was auch aufgrund der simplen Spielmechanik sehr gut funktioniert. Ein anderer Punkt, welcher mich auch zum Schreiben dieses Artikels gebracht hat, ist der Frust Faktor. Viele Adventure machen es dem Spieler meiner Meinung nach zu schwer. Da gibt es zwar meistens dann nur einen Lösungsweg, aber manchmal ist dieser entweder so abstrakt, oder aber man kommt einfach nicht drauf. Dieser Punkt ist es auch, welcher mich vom erfolgreichen "durchspielen" vieler Adventure Spiele abgehalten hat - es ist zu schwer und zu frustrierend. Ich mag es als Spieler einfach nicht, wenn ich an einer Stelle aufs Verderben nicht weiter weiß und zu einer Lösungshilfe greifen "MUSS". Manchmal schläft man über ein schwieriges Rätsel und am nächsten Tag fällt es einem wie Schuppen von den Augen, aber es gibt auch leider oft Stellen, da weiß man einfach aus eigener Kraft nicht weiter. Oft liegt es an den einfachsten Dingen, wie das man hier irgendein Gegenstand übersehen hat oder ein Rätsel einfach zu komplex ist. Meiner Meinung nach sollte es die Tugend eines Adventure Spiels sein, dem Spieler niemals während des gesamten Spiels zu viele Optionen zu lassen. Damit meine ich der Spieler sollte nie zu viele Gegenstände bei sich haben dürfen und nie zu viele Orte zugleich besuchen können. Denn das bedeutet im Endeffekt nur eines, falls man wirklich mal nicht weiterkommt. Probieren. Man will aber nicht versuchen 100 Items untereinander zu kombinieren um dann immer wieder mit dem selben Spruch abgespeist zu werden wie "das kann ich nicht tun". Genauso wenig will man immer wieder die selben Orte besuchen und alle 100 Items mit allen 1000 herumstehenden Objekten und Personen kombinieren.
Day of the Tentacle habe ich damals ohne Hilfe zum Ende gebracht, aber an vielen anderen Vertretern des Genre bin ich frustriert gescheitert oder habe zur Komplettlösung gegriffen. Positiv möchte ich an dieser Stelle die Baphomets Fluch Reihe erwähnen, welche meiner Meinung nach alles genau richtig macht. Es wird eine interessante Geschichte erzählt, die Optik ist zwar 2D, aber sehr ansprechend gehalten und es hält genau die Punkte ein, die ich eben aufgezählt habe, weshalb ich auch beide bis zum Ende "durchgehalten" habe. Aber auch hier gab es hin und wieder Momente wo ich an den Rand der Frustration getrieben wurde. Ich will mir garnicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn ich zu jeder Zeit jedes der Länder, welche man im Verlauf des Spieles bereist, hätte besuchen können. Da bin ich dann schon froh, wenn ich teilweise gezwungen werde einen Spielabschnitt nach dem anderen durchzuspielen.

Ein Screenshot aus dem Spiel "Baphomets Fluch"

Da ich auch nicht zu ausschweifend werden möchte, fasse ich an dieser Stelle nochmal alle Punkte kurz und knackig zusammen.
  • Pro: Meist interessante oder abgedrehte Story die einen zum weiterspielen animiert
  • Contra: Hoher Frustfaktor wenn man nicht weiter weiß
  • Pro: Spitzen Humor den man heute sehr oft bei Spielen vermisst
  • Contra: Zwar simples Spieldesign aber oft zu viele Möglichkeiten für den Spieler
  • Pro & Contra: Die meisten Adventure sind in 2D einfach besser
Abschliessend möchte ich noch auf das Projekt ScummVM.org hinweisen, welches es ermöglicht viele der alten Adventure Spiele auch heute noch teilweise sogar verbessert auf modernen Rechnern zu spielen. Wer also jetzt Interesse hat, sich mal das ein oder andere Spiel anzuschauen, dem kann ich nur empfehlen mal bei den Jungs vorbeizuschauen.

Screenshot aus dem Spiel "Beneath a Steel Sky"

Ausserdem möchte ich noch loswerden, dass einige der alten Adventure Spiele heutzutage als Freeware (also völlig legal) im Netz erhältlich sind, zum Beispiel das Cyberpunk Adventure Beneath a steel sky welches ihr ebenfalls auf der ScummVM Seite herunterladen könnt.

Interessante Webseiten zum Thema:
www.ScummVM.org
www.Adventure-Treff.de
www.AdventureCorner.de
www.BaphometsFluch25.de


Interessante Adventure Spiele für Cyberpunk Fans:
Blade Runner
Beneath a steel sky
The Dig
Space Quest Reihe


...um nur einige zu nennen

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